Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
B. Landschaft
305
111. Eine Sturmsahrt des Prinzen Wilhelm
von Danzig aus an Bord des Torpedoboots „Jäger“
im Jahre 1884.
Das Führerschiff der Torpedodivision war das älteste Tor-
pedofahrzeug der Marine, der ,,Jäger“, ein ganz merkwürdiges
Fahrzeug, das eigentlich nur zum Einschießen von Torpedos
brauchbar war, aber keinen Gefechtswert hatte, weil es zu hoch-
bordig war, mithin feindlichem Feuer eine zu große Zielscheibe
bot. Kommandant des ,,Jäger“, zugleich Chef dieser ersten deut-
schen Torpedodivision, war der Kapitänleutnant Jäsehke, ein
außerordentlich befähigter und tatkräftiger Seeoffizier, der leider,
für die Marine viel zu früh, 1901 als Gouverneur in Tsingtau
starb. Mir fiel dieselbe Aufgabe wie tags zuvor auf dem Aviso
,,Blitz“ zu, zur Verfügung etwa eintreffender Manövergäste von
der Armee zu stehen, um diesen die Einzelheiten des Torpedoboots-
dienstes zu erklären. Angemeldet war niemand; das Wetter war
stürmisch und regnerisch, also eine vergnügliche Fahrt stand kei-
neswegs bevor. Geplant war ein Nachtangriff auf das Panzer-
geschwader, das irgendwo seewärts von Heia mit langsamer Fahrt
kreuzen sollte. Der Chef der Admiralität befand sich auf dem
Flaggschiff, mithin war zu erwarten, daß auch die Prinzen auf
ihrer „Hansa“ sein würden. Der Divisionschef hatte Befehl, erst
bei völliger Dunkelheit aufzubrechen.
Trotz des bewölkten Himmels war es aber gegen 10 Uhr
abends noch zu hell für den Angriff, deshalb bummelten wir ge-
mächlich auf der Mole umher und prüften das Wetter, als ein her-
beieilender Matrose uns meldete, mehrere Generalstabsoffiziere
seien an Bord des „Jäger“ und wünschten den Kommandanten
zu sehen. „Na, die können was erleben bei dem Wetter“ meinte
Jäsehke in seiner sarkastischen Art. Der Uniform nach mußten
es, soviel wir in der Dämmerung sehen konnten, wirklich drei
Herren vom Generalstab sein, die uns am Bollwerk vor dem „Jä-
ger“ erwarteten. Bei der Begrüßung aber erkannten wir sofort
die lebhafte Stimme des Prinzen Wilhelm. Vergeblich versuchte
Jäsehke, unter Hinweis auf das scheußliche Wetter und die durch-
aus nicht ungefährliche Fahrt, den Prinzen zurückzuhalten. „Wenn
venezianische Nacht mit Mondschein bevorstünde, käme ich nicht
mit, das würde mir nicht lohnen“, meinte der hohe Manövergast.
Bis zur völligen Dunkelheit ließ sich der Prinz noch die Torpedo-
boote zeigen, die hinter dem „Jäger“ am Bollwerk vertäut lagen,
setzte sich dann in die sehr enge „Jäger“-Messe, erläuterte seinen
Begleitern und uns die Manöverkarte und zeigte, welchen Weg wir
einzuschlagen hätten, um ungesehen möglichst dicht an den Feind
zu kommen. Alle Ausführungen waren sachlich, klar und unan-
fechtbar, sie bewiesen, wie gründlich der Prinz sich bereits mit dem
Gehrig, Bergmännisches Lesebuch. 3. Ausl. 20
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Jäsehke Wilhelm
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
Geschichte
391
schaftlich den Angriff auf eine Reihe von Dörfern ausgeführt, die
fortdauernden Angriffe des Feindes wiederholt abgeschlagen, sich
nicht damit begnügt, die Infanterie zu führen, sondern sich vor Ka-
vallerietruppen gesetzt und haben mit diesen eingehauen.“ Und
weiter lesen wir im Bericht von den braven Leistungen der Garde-
jäger : Unter von Witzleben sind zwei Kompagnien im heftigsten
Feuer gewesen, ohne daß der Feind sie zum Weichen bringen
konnte. Major von Seydlitz, der Kommandeur des Gardejägerba-
taillons, ist mit zwei Kompagnien bis zur gänzlich eintretenden
Dunkelheit im Besitze eines eroberten Dorfes geblieben und hat
sich nicht eher zurückgezogen, als bis er sich überzeugt hatte, daß
solches auch von der ganzen Armee geschehen war." Des mutigen
Ausharrens in gefährdeter Stellung und des unerschrockenen Vor-
gehens der Gardedukorpstruppen gedenkt ein anderer Bericht mit
den Worten: „Das Regiment Gardedukorps stand im heftigsten
Kanonen- und Kartätschenfeuer. Am Abend wurde es zu neuem
Angriff vorgezogen, es drang in die erste Reihe eines Karrees ein
und verlor dabei 4 Offiziere und 129 Mann. Vom 1. Garderegi-
ment, das beim ersten Vorrücken 60 Offiziere, 160 Unteroffiziere
und 2148 Grenadiere und Füsiliere aufwies, fielen in der Schlacht
38 Offiziere und 874 Untergebene. Die Verluste des Gardejäger-
bataillons, das vor der Schlacht 18 Offiziere, 59 Oberjäger und
738 Jäger zählte, beliefen sich auf 13 Offiziere und 192 Gemeine
und Oberjäger.“
Am Kampfe hatte auch der damalige Kronprinz, der nach-
herige König Friedrich Wilhelm Iv. teilgenommen, der sich hier
das Eiserne Kreuz erwarb.
Als am 2. Mai 1863 das 1. Garderegiment den 50. Gedenktag
der Schlacht von Großgörschen feierte, da hatten sich auch auf
besonderen Befehl des Königs Wilhelm das Gardejägerbataillon
und das Regiment Gardedukorps zur Teilnahme eingefunden.
Außer dem König wohnten der Feier bei der Kronprinz, Prinz
Friedrich Karl und drei Veteranen aus den Befreiungskriegen,
nämlich der kommandierende General Bonin vom 8. Korps, Graf
Waldersee, deren Brust das Eiserne Kreuz schmückte, das sie sich
bei Großgörschen erkämpft hatten, und ein alter Füsilier, Eise-
mann aus Krampe bei Züllichau, den der König ganz besonders
auszeichnete. Den Truppen rief der König zu: „Ich hoffe mit
Zuversicht, daß auch Ihr, wenn es einmal nötig sein sollte, mit der-
selben Treue, demselben Mut und derselben Hingebung für König
und Vaterland eintreten werdet, wie es die Garde stets getan hat."
Professor Kayer-Berlin hatte auf Befehl des Königs das Bild
gemalt: „Die Attacke vom I. Bataillon des 1. Garderegiments auf
das von den Franzosen besetzte Dorf Kaja unter Führung des im
Kampfe gefallenen Majors von Pogwitsch."
Wenn auch die Schlacht bei Großgörschen mit einem übrigens
in musterhafter Ordnung erfolgten Rückzüge der verbündeten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Großgörschen Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl General_Bonin Graf
Waldersee Krampe Kayer-Berlin Kaja
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Geschichte
393
die mangelhafte Ernährung kamen reichlich denen einer Schlacht
gleich. Die stärkste Kompagnie zählte am 30. März nur noch 107
Mann, die übrigen brachten es höchstens auf 100. Rastlos mar-
schierte die Garde auf Frankreichs Hauptstadt los. Nicht ein ein-
ziges Mal kam sie unterwegs ins Feuer. Die Überzeugung, daß man
zu kämpfen und auch zu siegen verstand, lebte seit den Tagen von
Großgörschen und Bautzen in der Brust eines jeden Gardisten
und ließ den brennenden und auch berechtigten Wunsch entstehen,
nun auch etwas von den Ehrungen einzuheimsen, die den übrigen
Regimentern der Armee in reichem Maße zuteil geworden waren.
Besonders war Oberst von Alvensleben, der Held von Großgör-
schen und Bautzen, von diesem Wunsche erfüllt. Wiederholt hatte
er an zuständiger Stelle um aktive Beteiligung gebeten. Zu seinem
Leidwesen gestattete der Gang der kriegerischen Ereignisse keine
Berücksichtigung der Bitte. Und doch stand der Garde ein großer
Ehrentag bevor. Napoleon holte zum letzten Wurfe aus. Am
30. März kam es zur endgültigen Entscheidungsschlacht, dem
Kampfe vor Paris, der das stolze, napoleonische Staatsgebäude zer-
trümmerte und an dem auch die Garde hervorragenden Anteil nahm.
Nordwestlich von Paris liegt der Ort Pantin. Dorthin brach
die Gardeinfanteriebrigade auf, sie befand sich in der gewöhnlichen
Marschordnug : das Füsilierbataillon des 1. Regiments, die bei-
den Grenadierbataillone des 2. Regiments, das badische Garde-
bataillon, die beiden Grenadierbataillone des 1. Regiments, das
Gardejägerbataillon und zuletzt das Füsilierbataillon des 2. Regi-
ments. Während des Marsches vernahm man den immer deutlich
von Paris herschallenden Kanonendonner, der nach und nach leb-
hafter und volltönender wurde und in den sich bald das Geknatter
des Kleingewehrfeuers mischte. Plötzlich lief die Nachricht ein,
daß das vorausmarschierende Vi. Korps bereits im heißen Gefecht
um den Besitz des Dorfes Pantin stände und dringend der Unter-
stützung bedürfe. Nun ging's im Laufschritt vorwärts. Mittags um
12 Uhr, als die Brigade nur noch eine halbe Meile von Pantin ent-
fernt war, erschien Großfürst Konstantin. Er richtete sofort an
den Obersten die kurze Frage: ,,Alvensleben, wollen Sie vor?“
Nach erfolgter Bejahung erteilte er den Befehl zum Angriff. Ju-
belnd nahm die Brigade diese Nachricht auf. Die Kampflust zündete
zur hellen Flamme der Begeisterung. Der Großfürst ermahnte in
wenigen Worten Offiziere und Mannschaften zur Tapferkeit. Schon
kamen ganze Scharon Verwundeter denvorwärtsstürmenden entge-
gen, darunter war auch General Roth, der, schwer verwundet, auf
seinem Pferdesaß und von mehreren Kosaken, die mit ihren Lanzen
eine Rückenlehne bildeten, unterstützt wurde. Pantin besteht, wie
eine Reihe französischer Dörfer, fast durchweg aus massiven Häusern
und war mit einer 10 Fuß hohen Mauer umgeben. Der Ort wurde
besetzt. Dem Füsilierbataillon des 1. Garderegiments fiel die Auf-
gabe zu, sofort aus Pantin hervorzubrechen. Gleich am Ausgange
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Extrahierte Personennamen: Alvensleben Napoleon Konstantin Roth
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bautzen Bautzen Paris Paris Paris
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Geschichte
395
Kampfe zu gedenken, besonders der Leibkompagnie, die mit der
feindlichen Infanterie in ein Handgemenge geriet. Kolben und
Bajonett wurden mit solchem Nachdruck gebraucht, daß der
Feind floh.
Von Alvensleben erkannte mit soldatischem Scharfblick, daß
er die Entscheidung nur mit größeren Massen herbeiführen konnte.
Er bat um den Befehl zum Vorrücken der ganzen Brigade und er-
hielt ihn auch. Durch Unterstützung der 2. Leibhusaren, der Bri-
gade des Prinzen Wilhelm und der russischen Gardeinfanteriebri-
gade wurde die Schlacht siegreich beendet. Es erfolgte der Sturm
auf die Festungsmauern von Paris. Grenadier Blech steckte sein
Gewehr durch eine Schießscharte und feuerte einen Fehlschuß
gegen einen Verteidiger. Seine Kugel war die einzige, die wirk-
lich nach Paris hineingeschickt wurde. Die stolze Stadt ergab sich.
Die Gesamtverluste der Brigade an Toten und Verwundeten
beliefen sich auf 69 Offiziere und 1286 Unteroffiziere und Ge-
meine, die des 1. Garderegiments auf 37 Offiziere und 700 Unter-
gebene. So war der Schlachttag von Paris, der 30. März 1813,
ein Tag tiefer Trauer, aber auch zugleich ein Ehrentag für unsere
Garde. Im Regimentshause des 1. Garderegiments hängt als Ge-
genstück zu dem Gemälde über den Angriff des I. Bataillons bei
Großgörschen das über den Kampf vor Paris.
Das Bewußtsein, daß die Garde vor Paris sich ihres Namens
und ihrer Stellung würdig gezeigt, und der Gedanke, auch ein
Scherflein zur Demütigung des übermütigen Korsen beigetragen
zu haben, schwellten die Brust eines jeden Kriegers. Wie sehr
der vaterländische Geist in den Herzen der Truppen Wurzel ge-
faßt hatte, zeigte das Verhalten eines sterbenden Grenadiers am
Morgen nach der Schlacht. Bereits in der ersten Morgenstunde des
31. März brach Oberst von Alvensleben, dem das Wohl seiner Un-
tergebenen stets über alles auf dem Herzen lag, auf, um den Ver-
wundeten den nötigen Beistand zu verschaffen. Da kam er u.a. auch
zu einem gräßlich verstümmelten Grenadier des 1. Garderegiments.
'Er lag in den letzten Zügen. Tief ergriffen, versprach von Alvens-
leben schleunigst ärztliche Hilfe. „Mir ist nicht mehr zu helfen",
sprach der Tapfere mit erlöschender Stimme, ,,Ihre Hand lassen
Sie mich noch einmal küssen, denn Ihnen habe ich es zu verdan-
ken, daß wir an den Feind gekommen sind". Dieses herrliche Wort
eines sterbenden Helden, der mit seinem Leben seine Liebe zum
Könige und Volk bezahlte, kennzeichnet so recht den deutschen Sol-
datengeist, der auch heute in den Herzen unserer Truppen nicht
erloschen ist, der sie beseelte im Kampfe gegen die schwarzen Söhne
der glutheißen, afrikanischen Steppen, im fernen Asien gegen die
gelben Mongolensöhne, auf den brandenden Wogen des Ozeans,
der sie unaufhaltsam forttreibt, bis heißer Tod den Weg zu ihren
Herzen findet.
Der königliche Kriegsherr zollte Offizieren und Mannschaften
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Extrahierte Personennamen: Alvensleben Wilhelm Garderegiments Alvensleben Garderegiments
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Paris Paris
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
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Vii. Abschnitt
Am 23. März 1813 stand die Garde vor den Toren Breslaus,
auf dem Schweidnitzer Anger, im Feldparadeanzuge, d. h. ohne
Haarbüsche. Ein feierlicher Gottesdienst wurde abgehalten. Nach
demselben erfolgte die Einsegnung der Truppen zu dem bevor-
stehenden Kampfe, von dem Theodor Körner sang: „’s ist ein
Kreuzzug, 's ist ein heil’ger Krieg", und darauf die Verlesung
des Aufrufs an das Heer mit den wuchtigen Schlußworten: „Wir
kämpfen den großen Kampf für des Vaterlandes Unabhängigkeit,
wir vertrauen auf Gott, Mut und Ausdauer sei unsere Losung."
Hie königliche Familie wohnte der Feier bei, abgesehen vom Kö-
nige und vom Kronprinzen, die sich bereits am 19. März von Bres-
lau nach Potsdam begehen hatten.
Bereits am 2. Mai stehen das 1. Garderegiment, das Regi-
ment Gardedukorps und das Gardejägerbataillon im Feuer in der
Schlacht bei Großgörschen, in der großen Leipziger Ebene nahe
bei Lützen und Roßbach, den Schachtfeldern Gustav Adolfs und
des großen Friedrich. Bis Mittag bleiben die Gardetruppen in
Reserve stehen. Da erhält das Füsilierbataillon des 1. Garderegi-
ments den Befehl, das Dorf Kaja, den Schlüssel der feindlichen
Stellung, zu nehmen. Mutig stürmt es vor. Es besetzt das Dorf,
sieht sich aber bald, nachdem Major von Block, der Bataillons-
kommandeur, von einer feindlichen Übermacht umringt wird, ge-
zwungen, nach rückwärts durchzubrechen. Das Ii. Bataillon er-
zwingt sich den Weg durch Großgörschen, vertreibt mehrere feind-
liche Bataillone, steht aber bald vereinsamt weit vor der preußi-
schen Stellung. Es marschiert auf, verteidigt sich durch Salven
und geht nach erhaltenem Befehl langsam und in guter Ordnung
zurück. Das I. Bataillon erleidet die schwersten Verluste. Es rückt
zwischen den Dörfern Kaja und Rahna unter mörderischem Feuer
gegen drei feindliche Karrees im Laufschritt vor. Major von Pog-
witsch stirbt den Heldentod. Die Truppen sind, bevor sie an den
Feind herankommen, derartig zusammengeschossen, daß sie Halt
machen müssen. Über eine Stunde bleiben die wackeren Grena-
diere im Feuer stehen, zwei Drittel der Mannschaft liegen auf
dem Felde der Ehre. Bis auf zwei sind alle Offiziere tot, die
todbringenden Geschosse raffen sechs Fahnenträger hintereinander
dahin, die Fahnenstange wird vollständig zersplittert. Noch ein-
mal versucht die kleine Schar mit Hilfe eines heranrückenden Er-
satzbataillons Kaja zu nehmen, sie muß von neuem in Gemein-
schaft mit dem ebenfalls aus Kaja verdrängten Füsilierbataillon
weichen.
Über das ruhmvolle Verhalten der Gardejäger während des
heißen Kampfes, erfahren wir aus einem Berichte, den General
Röder, -zu dessen Brigade die Gardetruppen gehörten, an den Ge-
neral von Blücher schreibt. Der Bericht zollt zunächst den Füh-
rern der Gardetruppen, von Alvensleben und von Witzleben, un-
eingeschränktes Lob. Es heißt von ihnen: „Sie haben gemein-
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TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Theodor_Körner Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Friedrich Friedrich Kaja Kaja Kaja Kaja Alvensleben
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
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Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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392
Vii. Abschnitt
Truppen endete, so war doch deutsches Heldenblut nicht umsonst
geflossen. Unser Heer hatte einen moralischen Erfolg davongetra-
gen, Napoleon hatte Preußen wieder achten und fürchten gelernt.
Auch bei Bautzen, der zweiten Schlacht, stellte die Garde
ihren Mann, sie erlitt wiederum erhebliche Verluste. Trotzdem Na-
poleon das Schlachtfeld behauptete, sah er sich doch zur Schließung
eines Waffenstillstandes gezwungen. Der Tagesbefehl, der unsere
Truppe von dieser Tatsache in Kenntnis setzte, schloß mit den Wor-
ten : ,,Beharrt in Euerm festen Willen, vertraut Eurem König,
wirkt rastlos fort, und wir werden unsere Unabhängigkeit erkämp-
fen." Während des Waffenstillstandes erhielt das Potsdamer
Garderegiment, das erst seit dem 9. November 1808 das zweite
und seit dem 17. März 1809 das dritte Bataillon besaß, zum Un-
terschiede von dem am 20. Juni gebildeten 2. Garderegiment den
Namen ,,Erstes Garderegiment". Zu jedem Bataillon gehörte noch
eine freiwillige Jägerabteilung, einschließlich derselben war es
1000 Mann stark. Die beiden Garderegimenter bildeten mit dem
Gardejägerbataillon die Gardeinfanteriebrigade.
Im weiteren Verlaufe des Feldzuges kam die Garde, abgesehen
von einem unerheblichen Vorstoß bei Leipzig, auf preußischem
Boden nicht mehr vor den Feind. Sie blieb in Reserve stehen und
brannte vor Begierde, sich mit dem Feinde zu messen, mußte aber
zu ihrem großen Bedauern sehen, wie anderen Truppenkörpern
die Lorbeeren zufielen, die sie sich so gerne erkämpft hätte. Doch
machten sich die Strapazen des Krieges auch ihr fühlbar. Kälte,
Hunger, Anstrengungen aller Art rissen empfindliche Lücken in
die Reihen der zum ruhigen Abwarten verurteilten Gardestreiter.
In Frankfurt a. M. wurden die Gardetruppen neu ergänzt aus
Kreisen, die seit 1806 zum Königreich Westfalen gehört hatten.
Viele Rekonvaleszenten und Nachzügler trafen gleichfalls wieder
ein. Statt der bis dahin getragenen leinenen Hosen bekamen die
Soldaten Tuchhosen. Von den vom Könige Friedrich Wilhelm Iii.
verliehenen Eisernen Kreuzen Ii. Klasse empfing jedes Garde-
bataillon eins für Offiziere und vier für Unteroffiziere und Ge-
meine. Am Neujahrsmorgen 1814 wurde den Gardetruppen, die
im Großherzogtum Baden im Quartier lagen, eine Königliche
Order vorgelesen, die jedem Freiheitskämpfer eine Denkmünze mit
der Jahreszahl 1813 versprach, die aus dem Metall eroberter Ge-
schütze geprägt und an einem Bande getragen werden sollte.
Bald darauf ging es in Feindesland. Die Verpflegung dort war
schlecht, der Lebensmittelvorrat in den einzelnen Ortschaften in-
folge der vielen Durchmärsche fast völlig aufgezehrt. Die Quar-
tiere, in die die Mannschaften kamen, waren menschenleer, hatten
sich doch die Einwohner mit ihrem Vieh und sonstiger beweglichen
Habe in entfernte Waldungen geflüchtet. Dennoch wurde die Man-
neszucht in ausgezeichneter Weise aufrecht erhalten. Die Verluste
an Menschenleben durch die dauernden anstrengenden Märsche und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm